Inklusion oder Instrumentalisierung?

Hallo liebe Amputees, Hallo liebe Zweibeiner,

der Countdown läuft!

Am 24.8. starten die Paralympics in Tokio und das Thema wird in den Medien immer präsenter.

Dabei sind Prothesenträger anscheinend die neuen Lieblinge der Werbebranche.

Egal ob für Lebensmittelketten, Tankstellenkonzerne, Schuppenshampoo-/Kleidungs-/Schuhhersteller, Autofirmen, Banken oder Versicherungen, schicke Carbonbeine in Werbespots einzubauen liegt anscheinend im Trend.

Die meisten Akteure sind amputierte Profisportler, welche von der jeweiligen Firma gesponsert werden und Teil des Deals ein Auftritt in deren Werbung ist. Durch die diesjährigen Paralympics ist dieser Trend sicher noch verstärkt worden. Aber bei den Paralympics nehmen nicht nur Prothesenträgern teil, sondern es gibt eine große Bandbreite an körperlichen Behinderungen.

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Die 22 paralympischen Sommersportarten/ Quelle: parasport.de

Häufig werden behinderte Sportler*innen als „Opfer“ oder „Helden“ inszeniert von den Medien (z.B. „Tapfer meistert er sein Schicksal.“). Damit die Persönlichkeit und nicht die Behinderung im Fokus steht bei den Paralympics, hat Aktion Mensch zusammen mit dem Projekt Leidmedien.de und dem Deutschen Behindertensportverband eine Broschüre mit Tipps für die Medienberichterstattung veröffentlicht. Diese soll helfen z. B. Interviews mit den Athleten zu führen ohne sprachliche Diskriminierung.

Medien beeinflussen das Bild, dass die Gesellschaft von Menschen mit Behinderung hat. Sie sollten informieren und Gemeinsamkeiten aufzeigen, statt Vorurteile zu prägen. Ich hoffe viele Medienschaffende nehmen sich die Anregungen aus der Broschüre zu Herzen.

Ein positives Beispiel ist für mich die neue Kampagne WeThe15, wie man Aufklärungsarbeit leisten kann ohne die Menschen zu stigmatisieren. WeThe15 soll die größte Menschenrechtsbewegung aller Zeiten werden, um die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen zu beenden und das Leben der 1,2 Milliarden Menschen mit einer Behinderung zu verbessern.

Zum ersten Mal haben sich dafür große Sport-Dachorganisationen verbündet: das Internationale Paralympische Komitee, die Special Olympics, die Invictus Games Foundation für kriegsversehrte Soldatinnen und Soldaten und das Internationale Komitee des Gehörlosensports.

Ein Film aus dem letzten Jahr glorifiziert dagegen Sportler mit Behinderung. Die Netflix-Doku „Rising Phoenix“ zeigt paralympische Athleten als Helden. Das ist sicher den sportlichen Leistungen angemessen, sie verklärt allerdings den Alltag vieler Menschen mit Behinderung.

Sehr interessant finde ich allerdings, dass über die Entstehungsgeschichte der Paralympics und dem Begründer Ludwig Guttmann berichtet wird. Er war Facharzt für Neurologie, erhielt als jüdischer Arzt in der NS-Zeit Berufsverbots und wanderte nach England aus. Dort kümmerte er sich um Kriegsversehrte und baute die erste Spezialklinik für Menschen mit Wirbelsäulenverletzungen auf.

Zum Start der Paralympics gibt es die Dokumentation, exklusiv bis zum 5.9.21 auf youtube, für jeden kostenlos anzusehen. Also macht euch gern euer eigenes Bild davon. Das Video habe ich euch nachfolgend verlinkt:

Sind Amputees die neuen Superhelden?

Bladerunner oder Bladejumper mit Sportprothesen haben den Prothesenträgern ein cooles Image verpasst. Viele Prothesenträger haben große Schwierigkeiten damit sich selbst als Mensch mit Behinderung zu bezeichnen. Was sagt das über uns aus? „Behindert sind höchstens die Anderen, aber ich nicht!?“

Behindert zu sein bedeutet in unserem Land in vielerlei Hinsicht immer noch Mensch zweiter Klasse zu sein und wer sagt das schon gern über sich selbst?

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15 empfehlenswerte Inklusionspodcasts für dich!

Prothetische Hand in schwarz und silber Hand in Hand mit tätowierter männlicher Hand- Perspektivenwechsel mit Prothesen
@pexels

Du möchtest…

…besser verstehen, welche Facetten es beim Thema Behinderung gibt?

…den Begriff Inklusion von Menschen erklärt bekommen die selbst betroffen sind?

…vermittelt bekommen was es mit Begriffen wie Cripping up, Triage und Ableismus auf sich hat?

…erfahren warum du dich mit Barrierefreiheit und Teilhabeleistungen auseinander setzen solltest, auch wenn du (noch) nicht behindert bist?

Du hast…

…keine Ahnung wer dir diese Fragen beantworten kann?

…keine Zeit das Alles selbst zu recherchieren?

…keine Motivation Bücher dazu zu lesen?

Dann kann ich dir die nachfolgende Übersicht von Podcasts empfehlen!

Podcasts, also aufgezeichnete Gespräche von einer oder mehreren Personen die man sich online anhören kann, sind so populär wie nie!

Mittlerweile hat jede Nische mindestens einen Podcast in dem relevante Themen besprochen werden und natürlich hat auch die Community der Menschen mit Behinderung ihre Formate.

Nachfolgend habe ich für dich 13 (!) Podcasts verlinkt, die sich mit all diesen Themen aus Sicht von Menschen mit Behinderung beschäftigen.

Hör rein – möglicherweise ist dein neuer Lieblingspodcast dabei:

Echt behindert! der Deutschen Welle

Nach dem Motto „nichts über uns ohne uns“ werden in diesem Podcast politische, soziale und persönliche Themen behandelt. Und zwar von denen, die sich damit auskennen, den behinderten Menschen selbst.

Zum Talk eingeladen werden politisch Verantwortliche und Behindertenaktivisten, Menschen mit Rollstuhl oder Blindenstock, Sozialarbeiter, Verantwortliche für barrierefreies Bauen, Verbandsfunktionäre, ehrenamtlich Helfende und natürlich jede Menge Menschen, die behindert sind und werden.

Entsprechend dem Grundsatz „Behindertenrechte sind Menschenrechte“ setzt die Deutsche Welle mit diesem Podcast ein starkes Statement für Inklusion und Diversität. 

Die NEUE Norm von Bayern 2

Muss man drei „Behinderten“ zuhören? Muss man nicht, aber man sollte.

Der Berliner Verein Sozialhelden und der Bayerische Rundfunk haben gemeinsam den Podcast “Die Neue Norm” gestartet. Damit gibt es erstmals einen Podcast mit drei Journalist*innen mit Behinderung an den Mikrofonen.

Judyta Smykowski, Jonas Karpa und Raúl Krauthausen brechen die Norm des Normalen auf und sprechen über Vielfalt, Inklusion und das Leben von Menschen mit Behinderung. Sie schildern, wie sie die Begegnungen mit neugierigen Kindern erleben oder erklären, weshalb sie nicht aufgrund ihrer Behinderung bewundert werden wollen. Die Zuhörer*innen bekommen so konkrete Tipps an die Hand, um in Zukunft Unsicherheiten abzubauen. Dabei wollen sie nicht belehren, sondern Sichtweisen liefern, die sonst nicht im medialen Mainstream auftauchen.

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Amputee takeover auf Instagram!

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Naaa wie läuft die Umsetzung eurer Neujahresvorsätze?

Habt ihr sie schon über den Haufen geworfen oder vielleicht gar keine gemacht?

Gefühlt batteln sich die Menschen aktuell auf Instagram vor allem in den Bereichen Fitness und Ernährung, wer am Schnellsten nach Silvester wieder „in shape“ kommt. Und das will man natürlich der Welt nicht vorenthalten 😀

Da es meiner Meinung nach genügend Leute gibt denen man auf Insta beim homeworkout und Superfood mischen zuschauen kann, teile ich davon nichts auf meinem Account, was aber nicht heißt, dass es keinen Sport und gesunde Ernährung bei mir gibt. Nur vom Anschauen der Stories und Posts, wird man leider nicht fitter 😀

Meine aktuellen Lieblingsaccounts auf Instagram

Ich abonniere auf Instagram in erster Linie andere Amputees aus der ganzen Welt, zudem folge ich noch einigen Organisationen, Firmen und Magazinen die sich mit den Themen Amputation, Prothetik, Inklusion, Persönlichkeitsentwicklung und Money Mindset beschäftigen. 

Falls ihr noch nicht auf Instagram seid, aber euch überlegt euch anzumelden, möchte ich euch ein paar Accounts vorstellen, die zu meinen persönlichen Lieblingsprofilen gehören. Dabei stelle ich hier absichtlich nicht nur Instagramprofile vor die bereits zehntausende von Follower haben, sondern auch weniger bekannte Accounts.

Wenn ihr schon auf Instagram seid, dann schreibt mir gerne, wer zu euren Favoriten gehört und wessen Content ihr euch immer gerne anschaut? Vielleicht folgen wir auch den gleichen Leuten oder ihr findet nachfolgend Jemand der zukünftig auch zu euren Instagramfavoriten gehört. Viel Spaß beim Profile gucken!

yogikira (Yoga Instructor, YogaAmputee, Skier)

melreisoficial (Amputee Ballerina)

pauldegelder (Shark Attack Survivor, Shark Advocate, Amputee Diving)

tattoo_pole_boy (Amputee poler)

allisonelang (Amputee Traveller)

alilcn (Paralympian athlete T61)

that_guy_with_one_leg (Amputee Skater)

carbonhook30 (Amputee MTB Prorider)

elliott_sendy (Paralympic Snowboarder)

naturallykiara (Amputee Model)

stephen.handley (Double BK Amputee mountain climber)

havenfaithshepherd (Paralympic Swimmer)

thesinglehandedsailor (Amputee sails solo around the world)

red_nolegs (Amputee surfer)

Und war was Spannendes für euch dabei? Schreibt mir gerne, wenn ihr Tipps habt die ich eurer Meinung nach hier unbedingt noch ergänzen sollte!

Mein Profil auf Insta findet ihr übrigens unter carbon_ela, würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischaut, meinen Account abonniert und die Glocke aktiviert, damit ihr keine Beiträge verpasst!

Eure

Daniela CarbonEla

Behinderte als Arbeitnehmer? Nein Danke!

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Wer von euch war schon mal länger arbeitslos, obwohl ihr eigentlich gerne einer Beschäftigung nachgehen wolltet?

Was für ein Gefühl war es Absage um Absage zu erhalten?

Wie ist die Lage für Menschen mit Behinderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

Menschen mit Behinderung suchen in der Regel doppelt so lange nach einem neuen Job, als Menschen ohne Behinderung, obwohl sie oft gleichwertig oder besser ausgebildet sind.

Es gibt zwar die sogenannte Ausgleichsausgabe, die Unternehmen ab 20 Mitarbeiter zahlen müssen, wenn sie die festgelegte Quote von 5% an behinderten Mitarbeitern nicht erfüllen, aber eine große Wirkung hat das nicht.

Bis zu 320 Euro kostet die Unternehmen diese Ausgleichsabgabe – monatlich. Im Jahr 2018 waren fast zwei Drittel der zur Einstellung von schwerbehinderten Menschen verpflichteten Unternehmen in Deutschland bereit diese Ausgleichsabgabe zu zahlen, anstatt Menschen mit Behinderung einzustellen. Die Ausgleichsabgabe soll zukünftig verdoppelt werden, ob dies den gewünschten Effekt bringt, halte ich allerdings für sehr fraglich.

Warum ist das so?

Ein kleines Beispiel aus dem Alltag, das ich selbst so kürzlich erlebt habe.

Freitagabend: Eine Freundin von mir hat einen Mädlsabend organisiert in größerer Runde beim Italiener und ausser der Gastgeberin kenne ich sonst Keine. Ich sitze gegenüber von 2 Mädls und beim Smalltalk kommt irgendwann das Thema auf den Job. Beide sind im Personalwesen ihres jeweiligen Unternehmens tätig und die eine erzählt dann, dass sich bei ihr ein Bewerber vorgestellt hatte der blind war.

Da die ausgeschriebene Stelle beinhaltete, dass man mit dem Dienstwagen zu anderen Unternehmen fährt und dort Maschinen auf Fehler überprüfen sollte, war der Kandidat für den Job nicht geeignet. Sie erzählte dann weiter, dass der blinde Bewerber nach der Absage vor Gericht gezogen wäre und versucht hätte hier eine finanzielle Entschädigung zu erstreiten. Da erzählt die Andere, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht hat und es wohl „einschlägige schwarze Schafe“ gibt unter den behinderten Bewerbern, die sich nur bewerben, um im Anschluss einen Formfehler im Bewerbungsprozess zu finden und dann eine Klage anzustreben.

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Meine Behinderung ist keine Inspiration!

 

Superman nachdenklich

Wer von euch ist regelmäßig auf Instagram und Co. unterwegs?

Was mich doch immer wieder wundert ist, dass Jeder individuell sein will und dann doch der 1.000.000 Food-Post oder austauschbare Gym-Fotos zu sehen sind.

Schon klar, wenn man nach tiefsinnigem Content sucht, dann ist man hier fehl am Platz. Ich finde es auch gut, wenn Amputees zeigen wie ihr Alltag aussieht, aber teilweise entwickelt sich da ein echter Wettbewerb daraus.

Diese Selbstdarstellung langweilt mich teilweise echt extrem.

Letztens habe ich ein Interview gegeben und hatte das Gefühl, dass durch die ganzen Prestigebehinderten, die in den Medien gezeigt werden, ein Bild gezeichnet wird in der Öffentlichkeit, als wär so eine Amputation ja jetzt nicht so dramatisch.

Alle ganz easy mit Prothesen: Marathon laufen, Berge besteigen usw. Machen die Prothesen wie von alleine oder? NEIN!

In dem Interview musste ich erstmal klar stellen, dass meine Prothesen von alleine gar nix machen, als doof in der Ecke rumstehen und einstauben, wenn ich nicht dafür sorge, dass sie an die frische Luft kommen.

Heiße Temperaturen setzen einem viel mehr zu als früher, unerträgliches Schwitzen im Liner, offene Stellen und Blasen, Entzündungen, Druckstellen, Neurome, Nachamputation, Verschleiss der Passteile usw. usw. usw. das Alles und noch viel mehr ist der Preis den man zahlen muss, um wieder laufen zu können!

Wer zeigt das auf Instagram und Co.? Die WENIGSTEN! Und dann kommt mir bitte nicht mit #mehrrealitätaufinstagram, denn für mich ist Jemand nur authentisch der auch die negativen Seiten zeigt.

Nachfolgenden Artikel habe ich euch bereits auf meiner facebook Seite verlinkt, da ich ihn aber sehr passend an dieser Stelle finde, teile ich ihn nochmal mit euch. Darin findet ihr unter anderem die Ergebnisse einer Studie, die 515 Amputierte bis zu vier Jahre nach der Amputation befragte. Die allermeisten, 87,1 Prozent, hatten eine Prothese. Aber weniger als die Hälfte – 41,4 Prozent – konnte damit genug gehen, um den Alltag zu meistern. Viele liefen trotz Prothese kaum mehr als wenige Minuten. Sie brauchen einen Rollstuhl. Zwei Drittel sind nach dem Eingriff deshalb auf die Hilfe von Angehörigen oder Fremden angewiesen.

https://www.riffreporter.de/unverkaeuflich/amputation-prothese/?fbclid=IwAR1_yc3jTRhvu4QbAz4n57Vrjb7bCNPSxxoHxcmnCsM8FFTq7Y3cNcTz0OI

Die Gesellschaft macht uns zu Motivationsobjekten

Aktuell für mich bestes Beispiel ist Amy Purdy. Seit ihrem 19 Lebensjahr ist sie beidseitig Unterschenkelamputiert und war für mich eine Bereicherung während meinem Rehaprozess. Was hat sie nicht Alles gemacht von Snowboarden, Tauchen, Tanzen in TV-Shows, um die Welt reisen und dann?

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Der dumme Patient -gibt es Gerechtigkeit bei Behandlungsfehlern?

Justicia Behandlungsfehler

Manchmal mache ihr mir schon so meine Gedanken, wie ich im fortschreitenden Alter mit meiner Behinderung zurecht komme.

Wie lange werde ich schmerzfrei Laufen können?

Wie lange kann mein Körper die unnatürliche Belastung aushalten?

Wie lange wird eine Prothesenversorgung möglich sein und ist eines Tages der Rollstuhl meine einzige Fortbewegungsmöglichkeit?

Wie lange werde ich frei und selbstbestimmt Leben können?

Und hat das Alles wirklich so kommen müssen oder ist es der Fehlentscheidung der Ärzte zu verdanken, dass ich damit klar kommen muss?

Mir ist natürlich durchaus bewusst, dass sich wahrscheinlich Jeder früher oder später Gedanken über ein würdevolles Altern und den Tod macht. Nur wahrscheinlich die meisten nicht in meinem Alter. Wahrscheinlich kann Jeder nachvollziehen der mal eine lebensbedrohliche Erkrankung mit gravierenden Folgen überstanden hat, dass man sich Gedanken über die Zukunft macht.

Dennoch versuche ich so oft wie möglich im hier und jetzt zu leben und den Zukunftsängste nicht zu viel Platz einzuräumen.

Aber wenn doch die innere Stimmte immer wieder sagt: „Das ist doch Alles nicht mit rechten Dingen zugegangen…hätten die Ärzte den Ernst der Lage nicht früher erkennen und eine andere Behandlungsmethode ergreifen müssen?“ – dann lässt einem diese Unsicherheit keine Ruhe.

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Behindert als Schimpfwort- muss man das tolerieren?

Schwerbehindertenausweis

„Das sieht doch voll behindert aus!“

Immer wieder verwenden Leute aus meinem Umfeld das Wort BEHINDERT als Synonym für Scheiße. Man sollte meinen, dass so eine Ausdrucksweise bei Teenagern noch als gedankenloses Gelabber durchgeht, aber wenn Personen in meinem Alter in meiner Anwesenheit, Dinge die sie total zum Kotzen finden als behindert bezeichnen, dann hab ich da kein Verständnis dafür! Ich frage mich wie emotional behindert mein Gegenüber ist und ob man das dulden muss. Es ist einfach eine Diskriminierung im kleinen.

Negerkuss und Zigeunerschnitzel ist nicht mehr akzeptabel, aber alles Schlechte gleichzusetzen mit „behindert sein“ ist ok?

Dabei ist das nicht das einzige Vokabular, welches Menschen mit Beeinträchtigungen diskriminiert. Zum Beispiel sind doch wohl die wenigsten Menschen im Rolli „an den Rollstuhl gefesselt“ oder nicht Jeder „leidet“ an seiner Behinderung. Oder auch die Formulierung „wie bei normalen Menschen“ finde ich mir gegenüber geäußert auch nicht besonders feinfühlig. In meiner Wahrnehmung machen mich fehlende Füsse nicht zu einem unnormalen Menschen. Außerdem ist es wirklich so erstrebenswert normal zu sein, wie es uns die Gesellschaft vorgibt? Ich finde NEIN.

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Inklusion auf dem Laufsteg?

Catwalk

Wer ist schön? Was ist perfekt? Zieht das vermeintlich Unperfekte mehr Aufmerksamkeit auf sich als wenn Jemand dem Standard entspricht? Vor allem in der Modewelt gibt es ein festes Schönheitsideal wie die Models auf den Laufstegen aussehen müssen. Unter dem Deckmantel von „Diversity“ (=Vielfältigkeit) haben in den letzten Jahren immer mal wieder Menschen, die nicht dem allgemeinen Verständnis von Schönheit entsprechen, ihren Weg auf Titelseiten und Catwalks gefunden. Was ist der Grund dafür, dass Designer ihre Kleidung von den etwas anderen Models präsentierten lassen?

Menschen mit Behinderung bekommen ihre eigene Modekollektion

Ausschließlich Models mit körperlichen Einschränkungen findet man in der aktuellen Kampagne „Tommy Adaptive“ des US-amerikanischen Designers Tommy Hilfiger, welcher bereits 2016 in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation „Runway of Dreams“ mit einer Linie für Kinder mit Behinderung an die Öffentlichkeit ging. Im Jahr 2017 wurde die Kollektion dann um Mode für Erwachsene erweitert und im Frühjahr 2018 sogar eine neue Werbekampagne mit Adaptive Models wie Paralympic-Star Amy Purdy, der querschnittsgelähmten Tänzerin Chelsie Hill, dem autistischen Koch Jeremiah Josey und Motivationsrednerin Mama Caxx gestartet. Das besondere an dieser Modelinie ist, dass die Kleidung anstatt mit Knöpfen mit Magneten ausgestattet ist und Reißverschlüsse mit Klettverschlüssen ersetzt werden, damit soll das selbstständige Ankleiden für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung erleichtert werden.

Der einbeinige Comedian Josh Sundquist erklärt in einem unterhaltsamen Video wie die Tommy Adaptive Kleidung den Alltag erleichtern kann, schaut es euch an und überzeugt euch selbst:

Model mit Prothese: Mama Cax auf dem Runway in New York

Im Sommer 2018 hat das Label Chromat die Trends für die nächste Badesaison vorgestellt auf der New York Fashion Week und sich für die Präsentation ebenfalls das Model Mama Cax, in Badeanzug und Beinprothese, auf die Bühne geholt. Im Alter von 14 Jahren wurden bei ihr Knochen- und Lungenkrebs diagnostiziert, kurz darauf verlor sie ihr rechtes Bein. In den ersten Jahren nach ihrer Amputation versuchte sie ihre Behinderung möglichst zu verstecken, bis sie ihre Prothese akzeptierte und heute als Fashionaccessoires einsetzt. Neben Auftritten auf den Laufstegen, wurde sie als erstes Covermodel mt Beinprothese für die Titelseite der amerikanischen Teenvogue abgelichtet.

Agenturen suchen Models die nicht alltäglich sind

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Danke für dein Mitleid…davor ging es mir besser!

Parkplatz Rollstuhlfahrer

Oh mein Gott was ist Ihnen denn passiert?! Unfall?

Jeder der amputiert ist kennt das oder? Wildfremde Menschen quatschen einen an und sind manchmal nicht besonders feinfühlig. Wie reagiert man da am Besten darauf?

Bei mir hängt es immer von meiner aktuellen Gemütslage ab und was ich für einen ersten Eindruck von meinem Gegenüber habe. Wenn ich das Gefühl habe, dass reine Sensationsgeilheit im Vordergrund steht, gibts von mir ein knappes „Nein.“ als Antwort und Ende der Geschichte. Wenn ich erkenne, dass echtes Interesse besteht, bin ich bereit ein paar mehr Details zu erzählen.

Dass die Leute dann teilweise betroffen sind kann ich gut verstehen. Hey aber wenn ihr die Wahrheit nicht verkraftet, dann fragt nicht danach!!!

Meine Geschichte gibts nur auf Nachfrage. Man wird es nie erleben, dass ich bei einem Kennenlernen meine Behinderung in den Vordergrund stelle. Ja es ist ein Teil von mir und hat meine Persönlichkeit mitgeprägt, aber ich definiere mich nicht darüber und du wirst mich nie jammern hören! War einfach noch nie mein Ding.

Richtig wütend kann ich allerdings werden, wenn mich dann dieser mitleidige Blick trifft und vielleicht noch eine „gut gemeinte“ Bemerkung kommt wie: „Mei Sie sind ja no so jung…“ oder „So schlimm…“.

Wie kommt das bei mir an?

Als ob sich mein Gegenüber eher einen Strick nehmen würde, als „so behindert“ weiterzuleben wie ich. Natürlich habe ich mir das für mein Leben auch nicht gewünscht, dass mich das Schicksal so hart trifft und deswegen verletzt es mich auch, wenn mir Andere das Gefühl geben, dass mein Leben keinen Wert mehr hat in ihren Augen. Ich verstehe auch, wenn es andere ängstigt, wenn sie sich vorstellen, dass ihnen so etwas passiert. Aber eine Amputation kann Jeden treffen und was würdet ihr dann erwarten, was die Gesellschaft für ein Bild von euch hat? Krüppel? Leistungsgesellschaft ade? Beinamputation = Gehirnamputation? Weiterlesen „Danke für dein Mitleid…davor ging es mir besser!“

Austausch über Social Media – Fluch oder Segen?

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„Es sieht so aus, als wärst du ständig im Urlaub.“

Das war einer der Kommentare der letztens unter einem Foto von mir auf Instagram gepostet wurde. Tatsächlich wundere ich mich doch immer wieder wie wenig die Leute zwischen der Darstellung auf Social Media Kanälen und dem Alltag differenzieren können.

Ich gehe 40 Stunden arbeiten, damit ich mir meine Reisen und sonstige Annehmlichkeiten leisten kann und das was ich in den Social Media Kanälen zeige ist nur ein Ausschnitt meines Lebens. Zum einen möchte ich doch ganz gerne noch etwas Privatsphäre aufrecht erhalten und zum anderen bin ich nicht der Typ der jedes Essen oder jeden Fitnessstudiobesuch dokumentieren muss und möchte. Ich finde es auch immer wieder interessant wie offen die Leute Details aus ihrem Leben posten (z. B. die eigenen Kinder inklusive eigener Adresse) und vor allem Frauen sich gerne in knappen Outfits zeigen und sich dann aufregen, dass sie dadurch das Interesse von Männern wecken und auch mal die ein oder andere unschöne Anfrage erhalten.

Wollt ihr Mehrwert liefern oder durch „Sex sells“ nur Aufmerksamkeit erreichen?

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