Perspektivenwechsel mit Julia Porzelt

Perspektivenwechsel mit Julia Porzelt

Nach einer kleinen Schaffenspause gibt es heute einen neuen Perspektivenwechsel mit einer ganz tollen jungen Frau, die wie ich aus dem schönen Chiemgau kommt.

Julia ist erfolgreiche ParaDressur-Reiterin und ist auf internationalen Turnieren und den deutschen Meisterschaften unterwegs. Bis letztes Jahr ist sie mit ihrem Pony Lettenhofs lovely Daintiness gestartet und dieses Jahr startet sie das erste mal mit Bruno 193 und wird ihre Erfolgsserie sicher fortsetzen. Wie sie zum Reiten gekommen ist und mehr über ihre Lebensgeschichte findet ihr nachfolgend.

1) Was ist der Grund, dass du Beinprothesen verwendest?

Ich habe von Geburt an eine Dysmelie beider Beine, d. h. ich bin mit Oberschenkeln aber ohne Knie geboren, deswegen trage ich beidseitig Beinprothesen.

2) Was war der größte Unterschied für dich mit den Prothesen?

Es gab bei mir keinen großen Unterschied zu Anderen. Ich war im normalen Kindergarten, normale Schule und habe dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht.

3) Was ist dein größter Ansporn fit zu bleiben?

Ich wollte genauso sein wie alle Anderen und mit ihnen mithalten können. Dadurch fordert man sich selber und geht über seine Grenzen. Außerdem tut man sich viel leichter mit allem, wenn man fit ist. Durch meine Liebe zu Pferden und therapeutisches Reiten bin ich zum Reitsport gekommen. Mit 9 Jahren habe ich angefangen Reitstunden zu nehmen. Beim Reiten trage ich aber keine Prothesen, da ich damit keinen guten Halt habe. Stattdessen benutze ich einen Spezialsattel und 2 Gerten.

4) Welchen Rat würdest du anderen Amputierten geben?

Sie sollen Alles geben und Alles versuchen zu machen. Manchmal sind Sachen zwar anstrengender oder sehen anders aus wie bei Anderen mit 2 Beinen, aber viele Aktivitäten funktionieren auch mit Prothesen und machen dann auch richtig Spaß!

Zudem hat bei mir persönlich ein Umdenken angefangen im Umgang mit meinen Prothesen. Es war für mich ziemlich schwierig Kleidung zu tragen bei der man meine Prothesen gesehen hat. Ich hab mich im Kleid oder Rock einfach überhaupt nicht wohl gefühlt. Ich habe nur weite und lange Hosen getragen, damit man die Prothesen ja nicht sehen kann.  Zum Glück gibt es mittlerweile verschiedenen Hersteller von Prothesencover, durch welche ich mich jetzt traue auch Kleidung zu tragen bei denen man die Prothesen sieht. Die tollen Designs der Cover von Cekoon haben mir den Mut dazu gegeben und mit ihnen fühle ich mich schön.

Ich finde es wichtig, dass man sich mit seinen Prothesen wohl fühlt und diese auch mag. Mit der Möglichkeit die Optik der Prothesen individuell zu gestalten, fällt es leichter diese als einen Teil von sich zu akzeptieren.

5) Was möchtest du noch gerne loswerden und soll die Welt über dich erfahren?

Ich möchte, dass Jeder weiß, dass fast alles möglich ist, wenn man es wirklich will!! Manchmal erfordert es einfach etwas Mut und Überwindung und man sollte nicht gleich beim ersten Mal aufgeben, wenn es nicht auf Anhieb klappt.

Ich denke viele von uns können sich an Julia ein Beispiel nehmen, da sie die Herausforderungen ihres Lebens so vorbildlich angeht und zeigt, dass man ein Hobby auch zur Berufung machen und erfolgreich Wettkämpfe bestreiten kann (auch mit einem Handicap).

Nachfolgend verlinke ich euch noch eine tolle Reportage über Julia und den Reitsport. Wer sich bis jetzt nicht vorstellen kann, wie sie in Action auf dem Pferd aussieht, kann sich hier ein Bild davon machen:

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