Perspektivenwechsel mit Fritz Kretzschmar

Ich freue mich einen neuen Blogger, im Kreis der Prothesenträger, für einen Perspektivenwechsel gewonnen zu haben. Anfang diesen Jahres hat Fritz seine eigene Seite gestartet, auf der er über seine Geschichte und seine sportlichen Ambitionen nach der Amputation schreibt.

Einen ersten Einblick was euch auf seinem Blog erwartet und was sein Motivation ist, andere Menschen an seinen Fortschritten teilhaben zu lassen, erfahrt ihr nachfolgend.

1) Welchen persönlichen Bezug hast du zum Thema Amputation?

Ich bin nach einer längeren Krankheit im Oktober 2013 rechts Oberschenkel amputiert worden.

Im Jahr 2004 war ich noch kerngesund und bin aktiv durchs Leben gegangen. Bergwanderungen, Laufen und Fußball waren meine Hobbys.

Als ich mich dann Anfang 2005 einer Routineoperation unterzogen habe, stellte sich mein Leben komplett auf den Kopf.

Mein rechter Unterschenkel und mein Knie waren mit Krankenhauskeimen (MRSA und Streptokokken) befallen. In den folgenden Jahren begann eine Odyssee durch mehrere Krankenhäuser und es folgten viele weitere Operationen. Aber keine der Operationen konnte das Problem der Infektion stoppen.

Mit der Zeit wurde der Zustand meines rechten Beines immer schlimmer und somit sank auch meine Lebensqualität. Nach ca. 400 stationären Tagen in Krankenhäusern in München, Bochum, Trier, Wittlich und nach 24 Operationen, erfolgte dann im Oktober 2013 meine 25. Operation, das war die Amputation.

Der Prozess bis zu meiner heutigen Versorgung und meinen Aktivitäten war ein langer Weg, in dem Geduld und Wille sehr wichtig waren.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Fritz Kretzschmar“

Perspektivenwechsel mit Simone Mross

Hallo liebe Amputees und Zweibeiner,

nach langer Zeit gibt es heute einen neuen Perspektivenwechsel und ich freue mich Simone Mross dafür gewonnen zu haben. Ihr findet sie auf Instagram unter myprostheticlife.

Sie war eine der Ersten der ich auf Instagram gefolgt bin und wir hatten auf der OT World Messe 2018 die Gelegenheit uns persönlich kennenzulernen. Sie war von einem bekannten Prothesenhersteller beauftragt worden, als Anwenderin für Fragen am Stand zur Verfügung zu stehen.

Wie Simone ihre Lieblingsband auf ihren Prothesen verewigt hat, warum sie ein großer Schuhfan ist und vieles mehr erfahrt ihr in unserem Interview:

1) Welchen persönlichen Bezug hast du zum Thema Prothesenversorgung?

Ich habe eine angeborene Fehlbildung (Dysmelie). Als Kind hatte ich ein kleines Gefährt, eine Sitzschale mit Rädern dran, zur Fortbewegung bekommen. Mit ca. 2 Jahren habe ich meine ersten Beinprothesen erhalten. Die Prothesen sehe ich einfach als ein Teil von mir. Sie gehören zu mir und das bin einfach ich.

Ich trage seit nunmehr 40 Jahren Beinprothesen und im Laufe der Jahre hat sich natürlich einiges in der Prothesenentwicklung getan. Früher gab es noch nicht diese High-Tech Prothesen wie heute. Vor ca. 16 Jahren habe ich meine erste microprozessorgesteuerte Beinprothese bekommen. Davor waren die Prothesen immer mechanisch. Auch die Füße waren ganz anders, sie waren fester und konnten sich dem Gangbild nicht so anpassen, wie das heute der Fall ist.

Außerdem habe ich seit ca. 7 Jahren absatzverstellbare Prothesenfüße. Endlich kann ich Schuhe mit verschiedenen Absätzen anziehen, wie jede andere Frau auch. Es sind nicht immer die ganz hohen Absätze, sondern schon kleine Unterschiede in den verschiedenen Schuhen, die ich damit ausgleichen kann. Das ist für mich ein riesiger Fortschritt.

Endlich nicht mehr beim Schuhkauf darüber nachdenken müssen und sich wie eine „normale“ Frau zu fühlen. Dieses Gefühl geben mir meine verschiedenen Schuhe immer wieder!

Als Kind habe ich oft neue Prothesenschäfte gebraucht, denn man wächst einfach schneller aus den Prothesen raus und sie müssen angepasst werden. Die Versorgung war und ist Teil meines Lebens. Ich war über 30 Jahre zur Versorgung im Uniklinikum Münster, es ist wie ein zweites zu Hause für mich.

Als Kind war ich meist für 2 bis 3 Wochen stationär im Krankenhaus, wenn ich neue Beinprothesen bekommen habe. Ich hatte dort auch Schulunterricht, Physiotherapie, Gangschule, Freundschaften haben sich mit der Zeit entwickelt.

Mit meinem Techniker möchte ich zusammen einfach ein Team bilden. Wir beide arbeiten daran, dass ich die bestmögliche Versorgung erhalte. Für ihn/sie ist das genauso herausfordernd und anstrengend wie für mich. Ich glaube, ich bin da keine einfache Anwenderin 😉 Ich möchte einfach das Maximum aus der Beinprothese für mich rausholen.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Simone Mross“

Perspektivenwechsel mit Petra Zohren

Hallo liebe Amputees und Zweibeiner,

ich freue mich, dass es nach längerer Pause wieder mit den Perspektivenwechseln weitergeht auf meinem Blog!

Heute mit einer Anwenderin die schon beim Blogartikel über die Endo-Exo Prothesenversorgung ihre Expertise eingebracht hat: Petra Zohren gibt uns weitere Einblicke in ihr Leben mir Beinprothese.

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

Ich bin seit 24 Jahren, wegen eines Osteosarkom (Knochenkrebs) linksseitig Oberschenkelamputiert.

Meine Endo-Exo Operation war dann im November 2016, nachdem ich ständig Probleme mit dem Prothesenschaft hatte und eine Nachamputation im Gespräch war.

2) Was ist die größte Veränderung für dich mit der Amputation gewesen?

Es war eine geplante Amputation und schon im Vorfeld habe ich mir eine Beinprothese zeigen lassen. Ich musste wissen, was auf mich zukommt. Es war schon ein massiver Einschnitt in mein Leben. Die ersten Schritte werde ich wohl nie vergessen. Ich brauchte Mut, mich darauf einzulassen, der Beinprothese zu vertrauen. Damals gab es noch keine elektronischen Prothesen und ich erinnere mich noch an so manchen Sturz.

Ich muss auch zugeben mein Äußeres hat mich traurig gemacht. Gezeichnet von der Chemotherapie, stand ich nun auf einem Bein und es fiel mir schwer, diesen Anblick standzuhalten.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Petra Zohren“

Perspektivenwechel mit Angelika Trabert

Angelika Trabert mit Pferd

Über Social Media bin ich auf eine weitere Powerfrau aufmerksam geworden und verfolge seitdem fleissig ihre Auftritte als erfolgreiche Dressurreiterin, ihr ehrenamtliches Engagement als Ärztin in Westafrika, als Repräsentantin der deutschen Parasports für die olympischen Spiele 2020 in Tokio und vieles mehr. Dabei rückt die Tatsache, dass Angelika ohne Beine unterwegs ist absolut in den Hintergrund.

Ich freue mich sehr, dass sie sich bereiterklärt hat beim Perspektivenwechsel teilzunehmen und viele spannende Einblicke in ihr Leben zu geben:

1) Was ist der Hintergrund, dass du auf Hilfsmittel angewiesen bist?

Ich wurde 1967 geboren und irgendwie kam der Bausatz unvollständig an, ohne Beine. Ich war vom Umtausch ausgeschlossen und so bereitete ich meinen Eltern sicherlich am Anfang einiges an Kopfzerbrechen und Sorgen. Wussten sie doch nicht inwiefern ich selbständig werden würde und wie es mit einer Ausbildung oder aber auch mit einem Studium und überhaupt der Schule klappen würde.

2) Was war die größte Herausforderung für dich?

Für mich war es das Normalste der Welt, zumindest als Kind . Ich habe alles gemacht was ich machen wollte und zum Glück habe und hatte ich Eltern, genauso wie Verwandte die mich immer, wo sie nur konnten, gefördert und gefordert haben. Dies ist sicherlich eine der wichtigsten Voraussetzungen um nachher ein selbständiger Mensch zu werden.

In der Pubertät wurde es dann für mich schwieriger , denn Einiges konnte ich nicht genau so mitmachen wie z. B. tanzen gehen oder auch Skifahren, zumindest dachte ich das damals! Mein Vater hat mir zum wiederholten Male gezeigt, dass das nicht stimmt in dem er so lange herum telefoniert hat, bis er eine Möglichkeit für mich gefunden hatte. Der Parasport war noch in den Kinderschuhen und wir waren sehr glücklich in Tübingen jemanden zu finden, der uns einen umgebauten Mono Ski , Marke Eigenbau, auslieh. Mit ihm ging es nach Zell am See, wo mir ein Kriegsveteran, beidseits Oberschenkelexartikuliert, das Skifahren beibrachte .

Wieder einmal war eigentlich das allergrößte Problem die Unflexibilität der Menschen ohne Handicap, die sich dies einfach nicht vorstellen konnten und mich deshalb lieber erst einmal gar nicht mit dem Lift mitnehmen wollten . Der Beharrlichkeit meines Vaters war es damals zu verdanken, dass dies letztendlich doch glückte und ich zu einem recht ordentlichen Skifahrer wurde.

Weiterlesen „Perspektivenwechel mit Angelika Trabert“

Perspektivenwechsel mit Michael Schmid

Amputierter Anwender mit Handbike

Der letzte Perspektivenwechsel für 2019 und damit auch meinen letzten Blogbeitrag für dieses Jahr, gibt es heute für euch. In der Vorweihnachtszeit wird auf viele soziale Projekte aufmerksam gemacht und ich möchte euch heute über eine tolle Aktion informieren, welche ihr unterstützen könnt.

Welches herausforderndes Ziel sich Michael Schmid für nächstes Jahr gesetzt hat und wie ihr einen Beitrag dazu leisten könnt, erfahrt ihr nachfolgend:

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

1998 hatte ich einen schweren Autounfall, bei der ersten Operation kam es zu Komplikationen, welche eine sehr schwere Infektion im linken Knie zur Folge hatten. Über 10 Jahre brach diese immer wieder aus und es wurde in über 70 OPs versucht das Bein zu erhalten, 2008 musste ich dann nach 2 Jahren Krankenhausaufenthalt amputiert werden.

2) Was ist die größte Veränderung für dich mit der Amputation gewesen?

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Michael Schmid“

Perspektivenwechsel mit Michaela Untersehr

Perspektivenwechsel mit Michaela

Heute am 4.11. ist CRPS Tag! 

Wie davon habt ihr noch nie gehört?

Denkt euch nichts dabei, ich habe selbst erst vor kurzer Zeit erfahren, dass es dieses Syndrom überhaupt gibt und was es für die Betroffenen bedeutet. Ich muss euch sagen, dass ich aus allen Wolken gefallen bin, als ich von den möglichen Auswirkungen gehört habe und bin sehr froh, dass uns die liebe Michaela, die seit vielen Jahren mit CRPS kämpft, einen Einblick gibt in ihre Welt und diese noch ziemlich unerforschte Erkrankung.

Was ist die Definition von CRPS? 

CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome (komplexes regionales Schmerzsyndrom). Das CRPS ist eine chronische neurologische Erkrankung, die nach einer Weichteil- oder Nervenverletzung, häufig in Zusammenhang mit der Fraktur einer Extremität auftritt. Für das CRPS vom Typ I wird häufig noch die ältere Bezeichung „Morbus Sudeck“ verwendet – benannt nach ihrem Entdecker Paul Sudeck (1866-1945), einem Hamburger Chirurgen.

Nachfolgend schildert uns Michaela wie bei ihr das CRPS ausgelöst wurde und was für Herausforderungen sie sich seitdem stellen muss. Ich kann euch allerdings jetzt schon sagen, dass das nichts für schwache Nerven ist und das Michaela meinen vollen Respekt hat wie sie ihr Schicksal meistert. Aber überzeugt euch selbst!

1) Wie und wann wurde CRPS bei dir diagnostiziert?

Der Treppensturz am 16.12.2013 hat bei mir die Erkrankung CRPS ausgelöst. Durch den Sturz hatte ich Prellungen an beiden Knien und an der rechten Gesichtshälfte. Das massive Trauma im linken Knie hat das CRPS ausgelöst. Die Diagnose vom komplexen regionalen Schmerzsydrom erhielt ich im Mai 2014, mir wurde damals die Erkrankung nur mit den Worten „so sagt man eben zu chronischen Schmerzen“ erklärt und es sei ja alles nicht so schlimm.
Hätte ich damals schon gewusst bzw. ausführlich die Erkrankung erklärt bekommen, wäre vermutlich der Verlauf nicht so schlecht. Da ich aber auf meinen Orthopäden und Schmerzarzt vertraut habe, habe ich Alles mit mir machen lassen, in der Hoffnung die Schmerzen werden endlich verschwinden.

2) Wie kam es im Rahmen von CRPS zur Amputation?

Da die Schmerzen nicht weniger wurden und laut dem MRT Bericht von Ende Dezember 2013 mein Innenband angerissen war, überlegten die Ärzte wie es weitergehen soll und beschlossen eine OP.
Da ich den Ärzten vertraut habe, ließ ich mich auf die Operation ein. Es sollte das Innenband versorgt werden und das was sonst kaputt ist behoben werden. Mein damaliger Orthopäde sagte mir bei dem Vorgespräch „Frau Untersehr, keine Sorge in 12 Wochen sind sie wieder fit!“
Die Operation, also ein weiteres Trauma, hat mein CRPS erst Recht angefeuert. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, die Bewegung im Knie immer weniger. Weitere Behandlungen und stationäre Aufenthalt in der Klinik verbesserten meinen Zustand nicht.
Deshalb wurde ich im August 2015 in der Uni Ulm nochmals zur multimordalen Schmerztherapie aufgenommen. Dort wurde mir über mehrere Tage ein Schmerzkatheter in der Leiste gelegt um mein Knie zu beruhigen. Durch dieses weitere Trauma breitete sich mein CRPS aus. Mein komplettes Bein von den Zehen bis über das Knie waren betroffen, ich konnte keine Berührung und keine Socken mehr ertragen.

Eine Verschlechterung trat durch die Therapie dort ein, ich kam in die Klinik mit Knieschiene und Unterarmgehstützen und verließ die Klinik im Rollstuhl.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Michaela Untersehr“

Perspektivenwechsel mit Kerstin Schulz

Beinamputierte Anwenderin mit Hüftex

Heute gibts wieder einen neuen Perspektivenwechsel und zwar mit der „unverwüstlichen“ Kerstin! Wir kennen uns schon einige Jahre und laufen uns immer mal wieder über den Weg, da wir den gleichen Orthopädietechniker haben. Warum sie von mir das Prädikat „unverwüstlich“ bekommt, davon erhaltet ihr nachfolgend einen ersten Eindruck:

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

Ich habe mir 1993 ein Kreuzband gerissen und durch die darauf folgende Operation Keime in den Femur bekommen. Zwischen Sommer ’93 und Oktober ’09 folgten zahllose Operationen, mit dem Ziel, das Bein zu erhalten. Das waren in der Zeit bestimmt 150 OPs.

Durch eine der OP’s in Kombination mit der recht ausgedehnten Infektion hat sich 1996 irgendwann mein Nervus Femoralis verabschiedet, was wir aber erst sehr spät gemerkt haben, da irgendwann die Kniescheibe knöchern mit dem Femur verwachsen war und durch diese Versteifung keine Möglichkeit mehr bestand, den Quadrizeps, also die Muskeln zur aktiven Kniestreckung, zu verwenden.

2003 folgte dann ein künstliches Kniegelenk. 2004 der Versuch, den Nerv durch eine Muskeltransplantation zu reaktivieren und 2008 ein Wechsel von der Knie-TEP, da sich durch die wieder aufflammende Osteomyelitis das alte TEP gelockert hatte. Der Operateur hat das „Wechsel-Knie“ in die aktive Entzündung zementiert. Das war vermutlich nicht ganz optimal und da er versucht hat, seinen Fehler zu vertuschen auch richtig Sch… In dieser Zeit wäre ich mehrfach fast gestorben, aber weil ich stur bin hab ich überlebt.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Kerstin Schulz“

Perspektivenwechsel mit Julia Porzelt

Perspektivenwechsel mit Julia Porzelt

Nach einer kleinen Schaffenspause gibt es heute einen neuen Perspektivenwechsel mit einer ganz tollen jungen Frau, die wie ich aus dem schönen Chiemgau kommt.

Julia ist erfolgreiche ParaDressur-Reiterin und ist auf internationalen Turnieren und den deutschen Meisterschaften unterwegs. Bis letztes Jahr ist sie mit ihrem Pony Lettenhofs lovely Daintiness gestartet und dieses Jahr startet sie das erste mal mit Bruno 193 und wird ihre Erfolgsserie sicher fortsetzen. Wie sie zum Reiten gekommen ist und mehr über ihre Lebensgeschichte findet ihr nachfolgend.

1) Was ist der Grund, dass du Beinprothesen verwendest?

Ich habe von Geburt an eine Dysmelie beider Beine, d. h. ich bin mit Oberschenkeln aber ohne Knie geboren, deswegen trage ich beidseitig Beinprothesen.

2) Was war der größte Unterschied für dich mit den Prothesen?

Es gab bei mir keinen großen Unterschied zu Anderen. Ich war im normalen Kindergarten, normale Schule und habe dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht.

3) Was ist dein größter Ansporn fit zu bleiben?

Ich wollte genauso sein wie alle Anderen und mit ihnen mithalten können. Dadurch fordert man sich selber und geht über seine Grenzen. Außerdem tut man sich viel leichter mit allem, wenn man fit ist. Durch meine Liebe zu Pferden und therapeutisches Reiten bin ich zum Reitsport gekommen. Mit 9 Jahren habe ich angefangen Reitstunden zu nehmen. Beim Reiten trage ich aber keine Prothesen, da ich damit keinen guten Halt habe. Stattdessen benutze ich einen Spezialsattel und 2 Gerten.

4) Welchen Rat würdest du anderen Amputierten geben?

Sie sollen Alles geben und Alles versuchen zu machen. Manchmal sind Sachen zwar anstrengender oder sehen anders aus wie bei Anderen mit 2 Beinen, aber viele Aktivitäten funktionieren auch mit Prothesen und machen dann auch richtig Spaß!

Zudem hat bei mir persönlich ein Umdenken angefangen im Umgang mit meinen Prothesen. Es war für mich ziemlich schwierig Kleidung zu tragen bei der man meine Prothesen gesehen hat. Ich hab mich im Kleid oder Rock einfach überhaupt nicht wohl gefühlt. Ich habe nur weite und lange Hosen getragen, damit man die Prothesen ja nicht sehen kann.  Zum Glück gibt es mittlerweile verschiedenen Hersteller von Prothesencover, durch welche ich mich jetzt traue auch Kleidung zu tragen bei denen man die Prothesen sieht. Die tollen Designs der Cover von Cekoon haben mir den Mut dazu gegeben und mit ihnen fühle ich mich schön.

Ich finde es wichtig, dass man sich mit seinen Prothesen wohl fühlt und diese auch mag. Mit der Möglichkeit die Optik der Prothesen individuell zu gestalten, fällt es leichter diese als einen Teil von sich zu akzeptieren.

5) Was möchtest du noch gerne loswerden und soll die Welt über dich erfahren?

Ich möchte, dass Jeder weiß, dass fast alles möglich ist, wenn man es wirklich will!! Manchmal erfordert es einfach etwas Mut und Überwindung und man sollte nicht gleich beim ersten Mal aufgeben, wenn es nicht auf Anhieb klappt.

Ich denke viele von uns können sich an Julia ein Beispiel nehmen, da sie die Herausforderungen ihres Lebens so vorbildlich angeht und zeigt, dass man ein Hobby auch zur Berufung machen und erfolgreich Wettkämpfe bestreiten kann (auch mit einem Handicap).

Nachfolgend verlinke ich euch noch eine tolle Reportage über Julia und den Reitsport. Wer sich bis jetzt nicht vorstellen kann, wie sie in Action auf dem Pferd aussieht, kann sich hier ein Bild davon machen:

Perspektivenwechsel mit Corinna Heiss

Anwenderin mit BeinprothesePerspektivenwechsel mit CorinnaOberschenkelprothesenanpassung

Lebenserfahrungen verbinden, auch über Landesgrenzen hinweg, daher freue ich mich immer sehr, wenn ich auch aus Österreich und der Schweiz positives Feedback zu meinem Blog bekomme. Eine sehr engagierte Mitstreiterin aus der Nähe von Wien, welche nachfolgend offen ihre Geschichte erzählt und welche Pläne sie für die Aufbau der österreichischen Amputee-Community hat, ist die liebe Corinna. Lasst euch von ihren Erfahrungen motivieren und inspirieren!

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

Vor knapp 5 Jahren, genauer gesagt am 12. April 2014, ging ich um die Mittagszeit mit meinem Freund aus seinem Elternhaus Richtung Auto.
Dabei krachte ein herannahendes Fahrzeug mit voller Geschwindigkeit in mein geparktes Auto und schleuderte es auf uns zu. Meinem Freund ist zum Glück außer ein paar Prellungen nichts passiert – mir hat es neben ein paar Brüchen (Becken, Schambein, Hand, etc.) an Ort und Stelle den rechten Fuß abgerissen. Man sollte eben nicht vor einem Zaun mit Steinkante stehen, wenn man von einem Auto getroffen wird. Obwohl mir der zerbrochene Holzzaun wahrscheinlich das Leben gerettet hat.

2) Was ist die größte Veränderung für dich mit der Amputation gewesen?

Es gibt vieles das sich verändert hat, aber damit meine ich nicht nur Physisches. Na klar, man muss sich mit der Prothese und dem Leben als Amputierte erst einmal zurechtfinden, man muss sich selbst wieder finden.
Ein solches Erlebnis verändert Jeden. Und es verändert die Sicht auf viele Dinge. Kleinigkeiten, die für mich früher ein großes Drama gewesen wären, über die lache ich jetzt.
Man muss aber im Gegenzug dazu lernen, die „kleinen Dramen“ von Familie und Freunden nicht als belanglos abzutun. Denn Jeder kann nur das nachvollziehen, was er selbst erlebt hat. Außerdem begreift man in dieser Zeit, wem man wirklich wichtig ist. Es gibt viele Leute, von denen ich gedacht hätte sie würde mich besuchen kommen, sich melden – doch ich habe nichts von ihnen gehört. Sogar aus der eigenen Familie. Dafür sind Menschen aufgetaucht, von denen ich es nicht erwartet hätte – und das hat mich dann umso mehr gefreut.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Corinna Heiss“

Perspektivenwechsel mit Kathy Rüsbüldt

Oberschenkalamputiert mit SUPPerspektivenwechsel mit Kathy

Ich hoffe ihr seid Alle gut ins neue Jahr gestartet! Was sind eure Pläne für dieses Jahr und wie steht es um eure guten Vorsätze für 2019?

Einer der beliebtesten Vorsätze ist auf jeden Fall: mehr Sport machen! Also bei mir ist das definitiv ein Ziel für das neue Jahr. Allerdings tue ich mir schwer mich wöchentlich für die gleichen Übungen im Fitnessstudio zu motivieren und bin daher immer auf der Suche nach Abwechslung. Eine mögliche Inspiration für eine Sportart, die ich noch nie ausprobiert habe, repräsentiert die heutige Interviewpartnerin, die liebe Kathy aus dem hohen Norden.

Aktuell findet ihr sie auf der „boot“ in Düsseldorf mit ihrem Board in einer der Messehallen rumpaddeln. Wie es dazu gekommen ist und wie Kathy sonst so tickt erfahrt ihr nachfolgend:

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

Ich bin 1979 als 4-Jährige unter die Straßenbahn gekommen und bin seitdem Oberschenkel amputiert.

2) Was ist die größte Veränderung für dich mit der Amputation gewesen?

Es klingt vielleicht vermessen zu sagen, dass ich Glück gehabt habe, dass der Unfall im Kindesalter passiert ist. Meine Mutter hat damals dafür „gesorgt“ dass so wenig wie möglich Veränderung in meinem Leben stattfand – trotz Prothese gab es kaum Extrawürste. Ich wurde keine Treppen hochgetragen und auf Bäume musste ich selbst klettern!

Es gab eine Situation an die ich mich noch erinnere, als ich aus dem Krankenhaus wieder daheim war. Eine Freundin wollte mich zum Spielen abholen und wir wohnten zu dieser Zeit in einem Mehrfamilienhaus im vierten Stock ohne Aufzug. Auf meine Frage hin „ob und wie…?“ kam von meiner Mutter nur: „Geh mal selbst die Treppen runter. Du hast zwei Beine, Du schaffst das“.

3) Was ist dein größter Ansporn gewesen wieder fit zu werden bzw. fit zu bleiben?

Da ich von klein auf amputiert bin, kenne ich es nicht anders und war immer in Bewegung. Seit meinem 12. Lebensjahr reite ich und besitze auch ein eigenes Pferd das mich seit 22 Jahren begleitet. Bis zur Schwangerschaft waren wir auch noch im Turniersport aktiv. Ich hab das Reiten auf Großpferden gelernt und bin mit ca. 17 Jahren auf Islandpferde umgestiegen und dabei geblieben.

2015 habe ich Stand up Paddling für mich entdeckt. Letztes Jahr stellte ich aber fest „nur rumpaddeln“ ist mir zu wenig und startete Anfang Juni 2018 meinen ersten Wettkampf. Diesem einen folgten weitere und ich konnte von Mal zu Mal meine Leistung steigern. Mein emotionalster Moment war der World SUP-Cup in Scharbeutz. Ich habe keine Medaille gewonnen und kam als Letzte ins Ziel, aber ich gewann eine Menge Respekt – damit hatte ich nicht gerechnet.

Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Kathy Rüsbüldt“