Namaste – YOGA für Amputees

Yoga mit Unterschenkelprothese
Instagram: @dannevins / Via instagram.com

Wer sich nicht bewegt, der bewegt nichts!

Das ist eines meiner liebsten Zitate, denn Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil, um möglichst lange schmerzfrei zu bleiben oder schmerzfrei zu werden. Durch meine Krankheitsgeschichte ist mir sehr bewusst vor Augen geführt worden, dass ein aktives und schmerzfreies Leben keine Selbstverständlichkeit ist. Ich bin sehr dankbar, dass mein Körper es schafft meine Beeinträchtigungen so gut auszugleichen. Dennoch ist mir bewusst, dass ich älter werde und das Laufen mit Prothesen von meinem Körper einiges abverlangt. Meine persönliche Schwachstelle ist der untere Rücken und Rumpfstabilität, da ich beim Laufen darüber viel ausgleichen muss.

Es gibt viele Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen und zwar mit und ohne Prothesen. Um sich fit zu halten, braucht man nicht zwangsläufig eine teure Sportprothese oder einen Vertrag im Fitnessstudio. Zum Beispiel bietet Yoga Jedem die Möglichkeit, etwas Gutes für den Körper und für die Seele zu tun. Yogaübungen verfolgen zumeist einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll. Angestrebt wird eine verbesserte Vitalität und gleichzeitig eine Haltung der inneren Gelassenheit.

Der ganzheitliche Ansatz beim Yoga ist auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen geeignet. Da es bei vielen Übungen um Balance geht, traut sich der ein oder andere wahrscheinlich Yoga nicht zu. Aber viele Übungen kann man den individuellen Bedürfnissen anpassen und somit wird barrierefreies Yoga ein immer größeres Thema,

Der erste Yoga-Lehrer mit Amputation auf den ich aufmerksam geworden bin, ist Dan Nevis (er ist auf dem Bild zu sehen). Dan hat 2004, im Einsatz während dem Irak-Krieg, beide Unterschenkel verloren. Allerdings war damals Yoga nicht der Sport den er sich für sich vorstellen konnte. Es wollte sich selbst beweisen wie leistungsfähig er mit seinen Prothesen ist und probierte sich in allen möglichen Actionsportarten aus und bestieg sogar den Kilimanjaro. Als er jedoch 2014 nach einer weiteren Operation für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt war, verfiel er in schwere Depressionen und stellte sich seiner posttraumatischen Belastungsstörung, welche als Spätfolge durch die Erlebnisse im Irakkrieg auftrat. Laut Statistik nehmen sich täglich 22 ehemalige Soldaten in den USA das Leben, weil sie mit den schrecklichen Erfahrungen aus ihrem Einsatz nicht fertig werden. Dan wollte nicht Teil dieser traurigen Statistik werden und vertraute sich einem sehr guten Freund in seiner schwierigen Situation an. Durch diesen Freund probierte  er dann zum ersten Mal Meditation und Yoga aus.

2 Monate nach seiner ersten Yoga-Stunde war er so von den positiven Effekten überzeugt, dass er sich selbst zum Yoga-Lehrer ausbilden lies. Mittlerweile gibt er überall in den Staaten Yoga-Stunden und engagiert sich besonders für Projekte, welche sich um traumatisierte Kriegs-Veteranen kümmern.

Aber auch in Deutschland ist Yoga für Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf dem Vormarsch!

„Yoga ist nur etwas für schlanke, hippe, gesunde Menschen? ‚Quatsch!“, sagt Katja Sandschneider in ihrem Interview für das Magazin Rehatreff. „Jeder, der einen Körper hat, kann auch Yoga machen.“ Und wie dieser Körper aussieht, sei dabei völlig egal. Katja selbst hat durch Komplikationen bei ihrer Geburt eine inkomplette Querschnittslähmung, trägt eine Orthese und ist Yoga-Lehrerin. Aus eigener Erfahrung ist sie davon überzeugt: „Gerade wenn der Körper durch Krankheit oder Behinderung aus der Balance geraten ist, kann Yoga einiges bewirken.“

Katja ist Gründerin von „YOGA barrierefrei“ und ermöglicht Yoga-Unterricht für körperbehinderte Menschen in Berlin. Das ganzheitliche Programm besteht aus Atemübungen, Körperstellungen, Entspannung, Meditation und Wissen über Yoga.
Der Unterricht wird individuell an die Bedürfnisse der Kursteilnehmer angepasst. Die Kurse bestehen aus maximal zehn Personen, sodass eine intensive Betreuung und eine persönliche Atmosphäre gewährleistet sind. Ziel ist es, dir nachhaltig zu einem besseren Körpergefühl zu verhelfen.

Zudem war sie mit Mitorganisatorin der ersten Accessible Yoga Konferenz in Deutschland dieses Jahr. Die Konferenz gab allen Yoga-Lehrern und -Praktizierenden einen Einblick, wie Yoga barrierefrei zugänglich gemacht werden kann. Dazu gestalteten Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Griechenland und den USA an allen 3 Tagen ein spannendes und vielseitiges Programm.

Ich werde Katja im November in Berlin persönlich treffen und bin gespannt wie die neuesten Entwicklungen beim Projekt „Yoga barrierefrei“ sind und werde euch natürlich berichten.

Wie sind eure Erfahrungen mit Yoga? Habt ihr es schon mal ausprobiert oder seid ihr vielleicht sogar eingefleischte Yogis und könnt von einer positiven körperlichen und mentalen Entwicklung berichten?

Für Alle die noch skeptisch sind, aber gerne mal einige Yogaübungen ausprobieren möchten, habe ich nachfolgend ein paar Links zusammengestellt für Yogaübungen.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Namaste!

 

 

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