Publikumsmagnet Handicap?

Vierfachamputiert mit Armprothese

Liebe, Drama und Action diese 3 Zutaten sind entscheidende Faktoren für einen guten Film. Aber Blockbuster die Menschen mit einer körperlichen Einschränkung in der Hauptrolle haben, davon gibt es eher wenig.  Daher möchte ich heute ein paar gut gelungene und ein paar weniger gut umgesetzte Filme rund um das Thema Handicap mit euch teilen.

Wir beginnen mit meinem Favorit und dem aktuellsten Film aus meiner Liste:

STRONGER

Den Film hab ich zufällig Anfang diesen Jahres auf einem Langstreckenflug in der englischen Originalversion gesehen. Mich hat der Film total mitgenommen, da er zum einen auf einer wahren Geschichte beruht und zeigt wie sich das Leben von einem Moment auf den anderen für immer ändern kann. Der Hauptdarsteller Jack ist zur falschen Zeit am falschen Ort und zwar 2013 als Zuschauer des Boston Marathons (also im gleichen Jahr in dem auch meine Amputation war). Als ein Terrorist an der Laufstrecke eine Bombe hochgehen lässt, werden ihm beide Beine abgerissen. Als er aus dem Koma aufwacht, gibt er den entscheidenden Hinweis, woraufhin der Attentäter gefasst wird, dies macht ihn über Nacht zum Nationalhelden in Amerika und macht in landesweit als „Boston Strong“ bekannt. Er wird in der Öffentlichkeit herumgereicht und wird für Fernsehsendungen interviewt. In der Rolle als Nationalheld droht Jack aber zu zerbrechen.  Er fängt an zu trinken, weigert sich seine Physiotherapie weiterzumachen und seine Prothesen anzuziehen und stößt Leute von sich die es gut mit meinen. Er stürzt komplett ab und zerfließt in Selbstmitleid. Was ihm am Ende hilft wieder auf den richtigen Weg zu kommen, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht!

Für mich ein absolut sehenswerter Film inklusive Taschentuchalarm. Den Trailer findet ihr hier. Weiterlesen „Publikumsmagnet Handicap?“

Stigmata: Trauma und Ängste

Trauma und Ängste

Bin ich traumatisiert?

Diese Frage habe ich mir lange nicht gestellt. Für meine Außenwelt bin ich der positive und starke Mensch den sie von früher kennen und den sie sehen wollen. Natürlich bin ich noch immer dieser Mensch, aber ganz tief, irgendwo im Unterbewusstsein, haben sich schmerzerfüllte Erinnerungen und damit verbundene Ängste eingegraben.

Ich habe das große Glück das tun zu können worauf ich Lust habe, mich auf ein super soziales Umfeld verlassen zu können und auch sonst darf ich mich nicht beschweren. Aber dann gibt es diese Situationen, da befreien sich diese Ängste und die Erinnerungen drücken mir die Luft zum Atmen ab.

Eine dieser Situationen war letztes Jahr im Sommer. Ich hatte eine Entzündung im linken Stumpf und habe meinen Orthopäden aufgesucht und dieser hat mich dann wegen erhöhter Entzündungswerte direkt in die Notaufnahme des Krankenhauses geschickt, in dem ich über 8 Monate stationär lag und meine Beine amputiert wurden. Es war ein schöner Sommertag und entsprechend viel Trubel war in der Notaufnahme geboten und ich musste über 2 Stunden im Warteraum ausharren. Könnt ihr euch schon denken wie die Geschichte weitergeht?

Gestresste Ärzte in weißen Kitteln, der nur allzu bekannte Geruch aus Desinfektionsmittel und Krankheit, die Sanitäter die Menschen mit offenen Wunden an mir vorbeigefahren haben, der Rettungshubschrauber der in regelmäßigen Abständen zu hören war und immer neue Opfer brachte, selbst der Klingelton des Stationstelefons hatte sich in meine Erinnerung eingebrannt. Ich war einfach zu lange in diesem Krankenhaus weggesperrt, habe so viel Schlimmes selbst erlebt und bei Anderen miterleben müssen, dass ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen.

Je länger die Wartezeit war umso mehr hat sich mein Kopfkino verselbstständigt. Ok ich seh jetzt schon den ein oder anderen von euch mit den Augen rollen und denken „Idiotin“. Rückblickend betrachtet hätte ich einfach einen Cut machen müssen, Jemand anrufen und bitten zu mir in die Notaufnahme zu kommen und mit mir zu warten. Hab ich aber nicht gemacht, sondern mich schön reingesteigert und bis ich dann endlich dran war hatte sich meine Angst wegen so einer vermeintlichen Lappalie wie damals wieder stationär aufgenommen zu werden (wir wissen wie das beim letzten Mal ausgegangen ist) so hochgeschraubt, dass ich dem total ahnungslosen Assistenzarzt als erstes unter Tränen entgegengebracht habe: „Ich werde keiner stationären Aufnahme zustimmen, egal was bei der Untersuchung rauskommt!“

Geile Aktion oder? 😀

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Beine sind kein „must have“ um seinen Weg zu gehen!

Bücher über Menschen mit Handicap

Steh auf! Leichter gesagt als getan, wenn einem beide Füße amputiert wurden und man im Rolli sitzt. Aber die Fähigkeit Aufzustehen hat nicht nur etwas mit der körperlichen Verfassung zu tun, sondern immer wieder Aufzustehen ist auch eine Lebenseinstellung!

Was dir helfen kann an schlechten Tagen nach vorne zu schauen, habe ich mit dir schon im Beitrag „10 Dinge die mir geholfen haben mich wieder selbst zu finden“ geteilt. Darüber hinaus habe ich mich von vielen anderen Amputees inspirieren lassen, welche ich dir im Beitrag „10 Amputees die mich inspiriert haben!“ kurz vorgestellt habe.

Ich persönlich finde es immer sehr interessant die Geschichte hinter den Menschen zu erfahren, also nicht nur die Krankheitsgeschichte, sondern wie ihr Leben vor der Amputation war und wie sie sich danach zu den herausragenden Persönlichkeiten entwickelt haben die sie heute sind. Einige dieser beeindruckenden Lebensgeschichten wurden als Bücher verfasst, von denen ich dir heute 3 Bücher ans Herz legen möchte:

Weiterlesen „Beine sind kein „must have“ um seinen Weg zu gehen!“

10 Probleme die ich als Amputee nicht habe!

Ich hoffe ihr genießt die schönen Frühlingstage und macht eure Prothesen startklar für den Sommer! 🙂

Amputees mit Beinprothese

Ich für meinen Teil habe diese Woche meine neuen Füße genehmigt bekommen und werde mich gleich mal ans Werk machen sie etwas zu verschönern. Man soll ja zeigen was man hat, hab ich gehört 😉 Lustigerweise habe ich diese Woche auf facebook eine Werbeanzeige für eine Studie zum Thema Fußpilz angezeigt bekommen. Die Jungs aus dem Silicon Valley müssen wirklich mal ihren Algorithmus überarbeiten, denn auch wenn ich mich mit vielen Themen als Amputee beschäftigen muss, Fußpilz kann ich von meiner Liste streichen. Allerdings hat mich die Anzeige zum Nachdenken gebracht, was ich seit meiner Amputation sonst noch für Vorteile habe und hier sind die 10 Dinge die mir spontan eingefallen sind:

Beine rasieren fällt weg (damit spare ich morgens Zeit und kann länger schlafen)

keine eingewachsene Zehennägel (hatte ich noch nie, stelle ich mir aber echt unangenehm vor)

keine kalte Füße (kennt jede Frau! und jeder Mann der die Füße aufwärmen muss)

keine Schweißfüße (definitiv etwas auf was man gut verzichten kann)

keine Blasen an den Füßen 

keine Fußnägel schneiden (mich nerven schon meine Fingernägel…)

keine Hornhaut entfernen (gleicher Nervfaktor wie Fußnägel schneiden)

Sich die Fußsohlen nicht auf heißen Asphalt oder Sand verbrennen

weniger/keine Socken waschen (reduziert sich ohne Schweißfüße)

nicht mit dem kleinen Zeh an der Bettkante hängen bleiben 

Mit diesen weltbewegenden Erkenntnissen wünsche ich euch ein schönes sonniges Wochenende und vielleicht seid ihr jetzt auch inspiriert euch eine Liste zu machen, was sich in eurem Leben nach der Amputation zum Positiven entwickelt hat. Ihr werdet überrascht sein, was euch Alles einfällt.

Always look on the bright side of life! 🙂

Eure CarbonEla

Amelos – Fetisch oder Krankheit?

Amelo Fetisch

Das Internet schafft es, dass Menschen sich über Kontinente und Sprachbarrieren hinweg vernetzen können. Für Amputees schafft es die Möglichkeit sich untereinander in Gruppen auszutauschen, dort Bilder zu posten und einander zur Seite zu stehen, auch wenn mehrere hundert Kilometer zwischen den Beteiligten liegen. Aber das Internet bietet auch die Möglichkeit der Anonymität, sich in sozialen Netzwerken mit Fakeprofilen anzumelden und über diese Profile gewisse Interessen zu befriedigen, mit denen man im echten Leben lieber nicht hausieren gehen möchte.

Dazu zählt der Amelotatismus. Amelotatismus oder auch Amputationsfetischismus, ist eine sexuelle Präferenz für Menschen mit fehlenden Gliedmaßen.

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Wie Menschen an Schicksalsschlägen wachsen können – ist Resilienz der Schlüssel?

Sporthprothese Oberschenkelamputation

Die meisten von uns sind im ihrem Leben schon das ein oder andere Mal auf die Probe gestellt worden. Manchmal merkt man lange nicht, dass einen eine Situation belastet und manchmal schlägt einem das Schicksal so hart ins Gesicht, dass es einem den Boden unter den Füssen wegzieht. Ich kenne sowohl das eine als auch das andere Szenario. Schon öfters wurde mir gesagt, dass mich Leute bewundern wie ich mit meiner Krankheitsgeschichte umgehe. Für mich ist das keine besondere Leistung, da ich mich einfach so verhalten habe, wie es sich für mich richtig angefühlt hat. Dennoch hat es mich dazu gebracht darüber nachzudenken, was den Unterschied ausmacht, wenn man in solch eine Extremsituation gerät.

Wie kannst du erkennen, ob du auf eine Krise zusteuerst oder sogar schon mittendrin steckst?

Oft fühlt man eine Art Ohnmacht oder Kontrollverlust, man versucht krampfhaft an den bekannten Strukturen festzuhalten, man weigert sich mit der Situation auseinanderzusetzen und nötige Entscheidungen zu treffen, man ist unfähig einen Ausweg und Alternativen zu sehen, man fühlt sich antriebslos, ist schnell gereizt und neigt zu übertriebenen Zynismus.

Was macht den Unterschied, warum manche Menschen mit Lebenskrisen besser umgehen können als Andere?

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10 Dinge die mir geholfen haben mich wieder selbst zu finden

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Ab sofort heißt es jeden Tag Prothesen anziehen und sowohl Tragezeit, als auch Laufstrecke kontinuierlich verlängern. Es gibt gute und schlechte Tage und manchmal will ich die Prothesen einfach nur in die Ecke schmeißen. Es kostet richtig viel Kraft und zu diesem Zeitpunkt kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich mit den Prothesen mal einen ganzen Tag unterwegs sein soll.

Allerdings habe ich mein festes Ziel vor Augen und wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann bin ich bereit über Grenzen zu gehen. Jeder Schritt bringt mich meinem Ziel von einem selbstbestimmten Leben ein Stück näher. Je mehr ich wieder selbst machen kann, umso selbstsicherer werde ich wieder.

Denn ehrlich gesagt die Monate im Krankenhaus haben psychisch Spuren hinterlassen. Es gab eine Zeit, da hatte ich das Gefühl, als ob ich mich verloren habe. Ich war einfach nicht mehr ich. Ich war weder psychisch noch physisch die Person, mit der ich die letzten 30 Jahre verbracht habe.

Was hat mir geholfen mich wieder zu finden? Weiterlesen „10 Dinge die mir geholfen haben mich wieder selbst zu finden“