
Bein ab…was nun? Ich konnte mir nach meiner Beinamputation überhaupt nicht vorstellen, wie ich auf Beinprothesen wieder laufen sollte. Mir war schon klar, dass ich kein Piratenholzbein bekommen würde, aber ich dachte es würde sich anfühlen wie auf Stelzen zu laufen. Zum Glück ist das nicht der Fall!
Die Prothesenversorgung ist sehr individuell, denn keine Anwendergeschichte gleicht der anderen und wir Amputees haben auch ganz unterschiedliche Ansprüche an unsere Versorgung. Nachfolgend habe ich die aus meiner Sicht wichtigsten Informationen zum Thema Beinprothesen für euch zusammengestellt.
Der Aufbau einer Beinprothese
Aus welchen Bestandteilen eine Beinprothese besteht, hängt von der Amputationshöhe ab.
Je nachdem wo amputiert werden musste (z. B. Fuß, Knie- oder Hüftgelenk) müssen entsprechend verschiedene Prothesenpassteilen verwendet werden. Zwischen den einzelnen Prothesenpassteilen gibt es Verbindungselemente, mit Hilfe derer z. B. die Höhe der Prothese individuell angepasst werden kann oder teilweise auch zusätzliche Funktionen erfüllt werden können.
Folgende Prothesenpassteile gibt es generell:
- Prothesenschaft- individuell gefertigt
- Adapter
- Verbindungselement
- Prothesenfuß mit kosmetischem Überzug (ggf. zusätzlich Kniegelenk)

Der Prothesenschaft ist die Verbindung zwischen dem Beinstumpf und den anderen Prothesenkomponenten. Der Schaft wird immer individuell aus Carbon angefertigt und ein gute Passform ist Voraussetzung dafür, dass eine befriedigende Prothesenvesorgung sichergestellt wird.
Adapter und Verbindungselemente fügen die verschiedenen Prothesenbauteile zusammen.
Bei den Prothesenfüßen gibt es eine riesige Auswahl von verschiedenen Herstellern in verschiedenen Ausführungen. Meine Erfahrung ist, dass es den Prothesenfuß der Alles kann noch nicht gibt, also überlegt euch am Besten was für euch bei der Versorgung wichtig ist und testet verschiedene Füße.
Erstversorgung – Die Interimsprothese
Bei jeder neuen Beinprothese wird zuerst eine vorläufige Prothese (Interimsprothese) angefertigt. Diese wird noch nicht mir Carbon hergestellt, damit der Schaft leicht an die variierende Form des Beinstumpfes angepasst werden kann vom Orthopädietechniker. Bei frisch amputierten Patienten reduziert sich der Umfang des Beinstumpfes innerhalb der ersten Monate, abhängig vom Abklingen der Schwellung und dem Verlauf der Wundheilung.

In der Interimsphase, welche bis zu 6 Monaten dauert, können außerdem bereits unterschiedliche Bauteile wie zum Beispiel Kniegelenk oder verschiedene Füße getestet werden, welche bei der endgültige Prothese (Definitivprothese) verwendet werden. Die Passform der Prothese wird während dieser Probephase immer wieder durch den Orthopädietechniker verbessert, so dass bei der Definitivprothese mit Carbonschaft, möglichst keine Passformprobleme auftreten.
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