
Als ich meinen Blog angefangen habe, war von Anfang an meine Vision, dass es nicht nur um meine Person und meine Erfahrungen gehen soll, sondern es auch eine Plattform für andere Amputees sein soll. Ich möchte die Möglichkeit für Andere eröffnen, dass sie über ihre Geschichte und den damit verbundenen Herausforderungen berichten und aufzeigen was ihnen geholfen hat ihr Leben wieder zu meistern. Denn mir persönlich hat es viel gebracht mich mit anderen Amputess auszutauschen und denke das es auch eine Inspiration für Andere sein kann.
Es freut mich sehr, dass ich für mein erstes Kurzinterview eine ganz besondere Powerfrau gewinnen konnte. Der ein oder andere kennt sie vielleicht aus dem Fernsehen. Dort hat sie bereits zweimal mutig ihre Geschichte bei stern.tv erzählt. Wir haben uns über facebook gefunden und dort auch schon seit einiger Zeit Kontakt gehalten. Vor ein paar Wochen haben wir uns zum ersten Mal persönlich getroffen und sie ist einfach ein supersympathischer Mensch und obwohl der Auslöser für unsere Amputationen unterschiedlich war, weißt unser Krankheitsverlauf viele Parallelen auf, sodass ich mich sofort mit ihr verbunden gefühlt habe. Es ist einfach toll, wenn man Jemand trifft mit dem man auf einer Wellenlänge ist und der versteht was man durchgemacht hat und aus eigener Erfahrung weiß, wie wichtig es ist Ziele im Leben zu haben und an sich zu glauben um diese zu erreichen. Überzeugt euch selbst und lest nachfolgend die Einblicke die uns Andrea in ihre Geschichte gewährt:
1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?
Am 14.03.2016 kam unsere zweite Tochter Charlotte mit einem medizinisch notwendigen Kaiserschnitt gesund zur Welt. Beim lösen der Plazenta erlitt ich über eine Monitorlänge einen Herzstillstand, mein Herz fing aber wieder selbständig an zu schlagen. Daraufhin kam ich für 2 Stunden zur Überwachung und durfte erst danach zu meiner Tochter. Während dieser zwei Stunden hätte eigentlich ein Sandsack auf meinen Bauch gehört, da ich verhältnismäßig stark geblutet hatte, es aber wohl im ganzen Krankenhaus keinen verfügbaren gab!
Nach weiteren 2 Stunden auf Normalstation und nicht endenden Blutungen wurde ich nochmal in den OP gebracht. Angeblich nur eine Narbenkorrektur. Mein Herz hat noch gute 1 1/2 Stunden durchgehalten, dann hat es aufgehört zu schlagen. Sie konnten den Blutungsgrund nicht finden, haben mich komplett aufgemacht und alle Organe untersucht. Danach wurde ich händisch 2 1/2 Stunden mit Herzdruckmassage reanimiert, ich hatte eine fulminante Lungenembolie.
Der Rettungshubschrauber aus dem Klinikum Großhadern kam und ich wurde bei nicht verschlossenem Bauch und während der Reanimation an die ECMO (Herzlungenmaschine) angeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass ich bei der Geburt eine Fruchtwasserembolie erlitten hatte. Die Folgen sind Gerinnungsstörungen – auf der einen Seite läuft das Blut einfach aus dir raus, auf der anderen bilden sich zig Thromben und verstopfen Herz, Lunge etc. Ein Teufelskreislauf, den 90% der Betroffenen nicht überleben.
Ich habe es überlebt, aber mit gravierenden Folgen: ich lag 4 Wochen im Koma und auf Grund der kreislaufstabilisierenden Medikamente (zentrale Versorgung der wichtigsten Organe) sind mir Hände und Füße abgestorben. Aufgrund der Reanimationsverletzungen der Dickdarm und Teile meiner Bauchmuskeln.
Am 17.06.2016 erfolgte die Amputation beider Unterschenkel, am 21.06 die Amputation des rechten Unterarms und der linken Hand. Weiterlesen „Perspektivenwechsel mit Andrea Dahm“ →