Perspektivenwechsel mit Kathy Rüsbüldt

Oberschenkalamputiert mit SUPPerspektivenwechsel mit Kathy

Ich hoffe ihr seid Alle gut ins neue Jahr gestartet! Was sind eure Pläne für dieses Jahr und wie steht es um eure guten Vorsätze für 2019?

Einer der beliebtesten Vorsätze ist auf jeden Fall: mehr Sport machen! Also bei mir ist das definitiv ein Ziel für das neue Jahr. Allerdings tue ich mir schwer mich wöchentlich für die gleichen Übungen im Fitnessstudio zu motivieren und bin daher immer auf der Suche nach Abwechslung. Eine mögliche Inspiration für eine Sportart, die ich noch nie ausprobiert habe, repräsentiert die heutige Interviewpartnerin, die liebe Kathy aus dem hohen Norden.

Aktuell findet ihr sie auf der „boot“ in Düsseldorf mit ihrem Board in einer der Messehallen rumpaddeln. Wie es dazu gekommen ist und wie Kathy sonst so tickt erfahrt ihr nachfolgend:

1) Was war der Grund für deine Amputation und seit wann bist du amputiert?

Ich bin 1979 als 4-Jährige unter die Straßenbahn gekommen und bin seitdem Oberschenkel amputiert.

2) Was ist die größte Veränderung für dich mit der Amputation gewesen?

Es klingt vielleicht vermessen zu sagen, dass ich Glück gehabt habe, dass der Unfall im Kindesalter passiert ist. Meine Mutter hat damals dafür „gesorgt“ dass so wenig wie möglich Veränderung in meinem Leben stattfand – trotz Prothese gab es kaum Extrawürste. Ich wurde keine Treppen hochgetragen und auf Bäume musste ich selbst klettern!

Es gab eine Situation an die ich mich noch erinnere, als ich aus dem Krankenhaus wieder daheim war. Eine Freundin wollte mich zum Spielen abholen und wir wohnten zu dieser Zeit in einem Mehrfamilienhaus im vierten Stock ohne Aufzug. Auf meine Frage hin „ob und wie…?“ kam von meiner Mutter nur: „Geh mal selbst die Treppen runter. Du hast zwei Beine, Du schaffst das“.

3) Was ist dein größter Ansporn gewesen wieder fit zu werden bzw. fit zu bleiben?

Da ich von klein auf amputiert bin, kenne ich es nicht anders und war immer in Bewegung. Seit meinem 12. Lebensjahr reite ich und besitze auch ein eigenes Pferd das mich seit 22 Jahren begleitet. Bis zur Schwangerschaft waren wir auch noch im Turniersport aktiv. Ich hab das Reiten auf Großpferden gelernt und bin mit ca. 17 Jahren auf Islandpferde umgestiegen und dabei geblieben.

2015 habe ich Stand up Paddling für mich entdeckt. Letztes Jahr stellte ich aber fest „nur rumpaddeln“ ist mir zu wenig und startete Anfang Juni 2018 meinen ersten Wettkampf. Diesem einen folgten weitere und ich konnte von Mal zu Mal meine Leistung steigern. Mein emotionalster Moment war der World SUP-Cup in Scharbeutz. Ich habe keine Medaille gewonnen und kam als Letzte ins Ziel, aber ich gewann eine Menge Respekt – damit hatte ich nicht gerechnet.

Jetzt im Winter wird es hart die Sucht nach Paddeln zu stillen, weil ich keinen Trockenanzug besitze und somit trainiere ich jetzt weitgehend alle Muskelpartien im Gym um zu erhalten was ich mir antrainiert habe und fit zu bleiben.

4) Welchen Rat würdest du anderen Amputierten geben?

Ich finde diese Frage immer wieder schwierig. Zu Anfang ist es wichtig sich mit Anderen auszutauschen die selbst amputiert sind – bestenfalls mit ähnlichem Handicap. Die neue Lebenssituation birgt ihre Tücken. Gewohnheiten oder sportliche Aktivitäten müssen gegebenenfalls anders angegangen werden. Es ist nicht notwendig sich anders zu verhalten, um dem Umfeld den Umgang mit Prothese vermeintlich zu vereinfachen. Meist wird es dadurch nur anstrengender. Man ist immer noch die selbe Person – der Körper hat sich verändert – der Geist bleibt derselbe.

5) Was möchtest du noch gerne loswerden und soll die Welt über dich erfahren?

Vielleicht bin ich gerade wegen meines Handicaps ehrgeiziger, als ich es ohne wäre.

Ich möchte damals wie heute alles ausprobieren, wonach mir der Sinn steht. Ich ärgere mich, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Zu Anfang bin ich beim SUPen oft ins Wasser gefallen. In Scharbeutz habe ich nach dem gefühlten zwanzigsten Mal aufgehört zu zählen… aber danach war ich jeden Tag im Urlaub auf der Ostsee und habe geübt bei Wellen zu fahren und eben nicht baden zu gehen. Meine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt und es hat geklappt!

 

4 Kommentare zu „Perspektivenwechsel mit Kathy Rüsbüldt

  1. Dann könntest Du ja 1. 2. 3….Sachen an zwei Tagen oder Mee(h)r erleben. Die Kathy treffen, das erstemal auf dem Board, jemand von Deinen 10 Amputees die Dich inspiriert haben treffen und deren spannenden Geschichten lauschen….denn die Vanessa reist aus den fernen Australien an. Matthias Wagner der den Weltrekord als erster Amputierter aufgestellt hat der 24 Stunden SUP fährt ist auch mit am Start. Und nicht zu vergessen die vielen Anwender zum Austausch, kennenlernen und quatschen. Und ich würde mich auch freuen Dich kennenzulernen. Ich hoffe wir sehen uns. Ein schönes Wochenende!

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  2. Hallo Danni, dieses Interview und Dein Blog liest sich wirklich schön. Ich freue mich Kathy im Sommer persönlich in Rostock beim 2.Ostsee-Meeting für Menschen mit Handicap kennenzulernen. Vielleicht bist Du ja auch am Start und Kathy und ich dürfen Dich zusammen beim erstenmal 😉 begleiten. Liebe Grüße von der Ostsee !
    Jan

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